Missionars machtvolle Erben: Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum!
Erkunden Sie die neue Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln, die Missionare und deren Auswirkungen thematisiert. Bis 8. Februar 2026.

Missionars machtvolle Erben: Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum!
Eine neue Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) in Köln beleuchtet die oft dunkle Geschichte der Missionierung und deren Auswirkungen auf die Kulturen des Globalen Südens. Unter dem Titel „Missionssammlungen ausgepackt“ präsentiert das Museum zahlreiche Objekte, die von Missionaren gesammelt wurden, oft unter fragwürdigen Umständen. Die Ausstellung läuft bis zum 8. Februar 2026 und ist von Dienstag bis Sonntag geöffnet.
Das RJM, eines der bedeutendsten ethnologischen Museen Deutschlands mit rund 65.000 Exponaten, hat seinen Sitz seit 2010 in der Kölner Innenstadt. Hier wird den Besucher:innen nicht nur ein Blick auf die Vielfalt der Kulturen geboten, sondern auch auf die vielschichtigen, oft problematischen Geschichten, die hinter den Ausstellungsstücken stehen. Das Team um Oliver Lueb und Annabelle Springer hat die Ausstellung so gestaltet, dass sie sowohl spartanisch als auch sinnlich erscheint, mit einer Architektur, die die Inhalte perfekt in Szene setzt.
Einblick in die Ausstellung
In der Ausstellung sind rund 2200 Objekte zu sehen, die nicht nur aus privatem Interesse der Missionare, sondern auch im Auftrag ihrer Orden nach Europa geschickt wurden. Diese Sammlungen wurden häufig dazu genutzt, neue Missionare zu rekrutieren und Spenden zu generieren. So kamen zum Beispiel Gegenstände wie ein indischer Teppich mit Jesus-Figur in die Sammlung, die lokale Symbolik umdeuteten und mit christlichen Inhalten füllten. Ein eindringliches Foto von Pater Angelicus Mielert mit einem Munduruku-Mädchen aus den 40er oder 50er Jahren gibt dabei einen Eindruck von der Zeit und den Bedingungen, unter denen diese Objekte erlangt wurden. Zeitzeugenberichte schildern teils negative Erfahrungen mit den Missionaren und werfen einen kritischen Blick auf deren Vorgehen.
Besondere Aufmerksamkeit erhält auch der zweite Teil der Ausstellung. Hier werden sieben Objekte aus den Missionssammlungen des RJM kritisch beleuchtet und die Stimmen der Menschen aus den Herkunftsländern eingebracht. Diese Herangehensweise ist ein wichtiges Element der aktuellen Museumsarbeit, das den Wandel hin zu einer kritischeren und reflektierteren Auseinandersetzung mit kolonialen und ethnologischen Themen zeigt. Weitere multimediale und interaktive Formate, die das RJM bietet, laden dazu ein, sich aktiv mit den behandelten Themen auseinanderzusetzen.
Der koloniale Kontext
Das RJM ist sich bewusst, dass viele Sammlungen europäischer Museen, darunter auch diese, aus kolonialen und oft gewaltsamen Bedingungen hervorgegangen sind. Der Kolonialismus war eine Herrschaftspraxis, die nicht nur ökonomische Ausbeutung und politische Unterdrückung führte, sondern auch kulturelle und religiöse Selbstbestimmung der betroffenen Völker stark einschränkte. Die damit verbundenen Ideologien der Überlegenheit rechtfertigten das Verhalten der Kolonisatoren, was eine kritische Aufarbeitung der Museumsgeschichte erforderlich macht.
Im Zusammenhang mit der kritischen Reflexion der Kolonialgeschichte spielt das Konzept der Restitution eine wachsende Rolle. So erhielt das RJM beispielsweise 2018 den mumifizierten Kopf Toi Moko aus Neuseeland zurück, ein Schritt, der zeigt, wie wichtig das Engagement für die Aufarbeitung der Kolonialgeschichte ist. Die aktive Zusammenarbeit mit Nachfahr:innen der Produzent:innen und Angehörigen der Diaspora soll langfristige, nachhaltige Beziehungen fördern.
Das Rautenstrauch-Joest-Museum ist somit nicht nur ein Ort der Ausstellung, sondern auch ein Raum für Diskussion und Reflexion, der sich um eine respektvolle, kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und deren Auswirkungen auf die Gegenwart bemüht. In Zeiten, in denen das Bewusstsein für das eigene Erbe und die Verantwortung höher denn je ist, lädt das RJM seine Besucher:innen ein, sich mit diesen Themen zu beschäftigen und die eigene Perspektive zu erweitern.