Bundestag springt auf TikTok-Zug: Schaffen sie Vertrauen bei Jugendlichen?
Der Bundestag plant 2025, TikTok für politische Aufklärung zu nutzen, um junge Menschen besser zu erreichen und Falschinformationen entgegenzuwirken.

Bundestag springt auf TikTok-Zug: Schaffen sie Vertrauen bei Jugendlichen?
Der Bundestag plant, einen neuen Kurs in der digitalen Kommunikation einzuschlagen und will künftig verstärkt auf der Plattform TikTok aktiv werden. Bundestagspräsidentin Julia Klöckner ist fest davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, die Arbeit des Parlaments auf dieser beliebten Plattform zu präsentieren. Immerhin sind viele junge Menschen gerade dort unterwegs, um sich zu informieren – eine spannende Zielgruppe, insbesondere weil gedruckte Zeitungen an Bedeutung verlieren.
Mit einer monatlichen Nutzerzahl von rund 21 Millionen in Deutschland und über 1,5 Milliarden weltweit, ist TikTok längst nicht mehr nur eine Spielwiese für Jugendliche. Besonders auffällig ist, dass die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen stolze 38% der Nutzer ausmacht, gefolgt von 29% der 13- bis 17-Jährigen und 25% der 25- bis 34-Jährigen, wie bpb.de herausstellt.
Politik und TikTok im Einklang
Angesichts der Popularität dieser Plattform hat der Bundestag große Pläne. Klöckner betont die Notwendigkeit, vertrauenswürdige Informationen über parlamentarische Abläufe bereitzustellen. Auf TikTok sollen unterhaltsame, informative Videos entstehen, allerdings gibt es auch Bedenken, unter denen Falschinformationen und Datenschutzfragen zu leiden haben. Die Bundesbeauftragte für den Datenschutz hat wiederholt geraten, die App nicht auf dienstlichen Geräten zu nutzen. TikTok hat zwar auf solche Kritik reagiert und fördert politische Inhalte mithilfe des Programms „#LernenMitTikTok“, das Creator von Erklärvideos monetär unterstützt.
Dieses Spannungsfeld zwischen Unterhaltung und verantwortungsvollem Umgang mit Informationen ist nicht zu unterschätzen. Wie medienpolitik.net berichtet, wird TikTok zunehmend zur Plattform für politischen Diskurs, insbesondere für junge Wählerinnen und Wähler. Ein Projekt von BR Recherche und Partnern zielt darauf ab, die Rolle von TikTok im politischen Kontext zu beleuchten, während junge Menschen zunehmend zu politischen Inhalten hingezogen werden.
Begeisterung und Bedenken
Die Akzeptanz für politische Inhalte variierte: Auf TikTok ist es nicht immer einfach, einen klaren Unterschied zwischen neutraler Berichterstattung und aktivem politischen Engagement zu erkennen. Ein Beispiel für eine parteiunabhängige Stimme ist Nina Poppel (@nini_erklaert_politik), die mit 110.000 Followern ein breites Publikum erreicht. Jedoch ist auch die AfD stark auf dieser Plattform vertreten, und die Bundesregierung hat ihren eigenen Kanal unter @TeamBundeskanzler, auf dem Bundeskanzler Friedrich Merz in Videoformaten auf Fragen eingeht.
Mit den jüngsten Entwicklungen ist klar: TikTok ist nicht mehr nur ein Ort für Tanzvideos und Herausforderungen; es wird zunehmend zum Schauplatz für politische Meinungsbildung. Die schnelle und oft emotionsgeladene Art der Inhalte verspricht, das Interesse an politischen Themen zu wecken, besteht jedoch auch die Gefahr der Unterkomplexität. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt – sowohl von den Erstellern als auch von den Nutzern.
Was bleibt, ist ein spannendes Experiment, wie das Parlament die digitale Bühne für sich nutzen kann und ob es den Jongleurakt zwischen Informationsvermittlung und Unterhaltung gut meistern kann. Nur die Zukunft wird zeigen, ob sich diese Strategie als goldrichtig erweist oder ob wichtige Inhalte im Hintergrund untergehen.