Kölner Tagespflege unter Druck: 300 freie Plätze und Abwerbungen!

Kölner Tagespflege unter Druck: 300 freie Plätze und Abwerbungen!
Innenstadt, Köln, Deutschland - In Köln ist die Situation in der Kindertagespflege angespannt. Die Stadt hat rund 300 freie Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren gemeldet, die ab August zur Verfügung stehen. Jedoch sind diese Plätze nicht gleichmäßig verteilt: Während in Stadtteilen wie Chorweiler kein Platz zur Verfügung steht, gibt es in Nippes und der Innenstadt genügend Angebote. Dies wirft die Frage auf, ob die Tagespflegepersonen unter den gegebenen Umständen weiterhin bestehen bleiben können. Alice Birkenfeld, Vorständin des Vereins Kölner Kindertagespflege, hebt hervor, dass gerade die Abwerbepraktiken der Kitas für die Tagesmütter und -väter eine große Herausforderung darstellen. Es mache sich Verunsicherung unter den Eltern breit, die immer wieder Druck verspüren, ihre Kinder schnell in die Kitas zu wechseln, um einen Platz zu sichern. Eine Tagesmutter schildert dies als direkten Druck, den sie von den Kitas erfährt.
Die statistischen Daten zeigen einen besorgniserregenden Trend: Die Zahl der Tagespflegepersonen in Köln ist von 905 auf 808 gesunken. Dies könnte zu existenziellen Sorgen für etwa 60 Tagespflegekräfte führen, da der Rückgang der Geburtenrate in Köln weiterhin anhält. Aktuell bringt eine Frau im Durchschnitt nur 1,17 Kinder zur Welt. Dass die Kitas aktiv U3-Kinder abwerben, steht in direkter Verbindung mit dem Fachkräftemangel in den Einrichtungen, wo allein im Jahr 2023 bereits etwa 700 Fachkräfte fehlen. Der Druck auf Erzieher und Mitarbeiter in den Kitas wächst dadurch erheblich. Oft fallen wichtige Aktivitäten wie gemeinsames Vorlesen aus, da komplette Gruppen geschlossen werden müssen, weil es an Personal mangelt.
Prekäres Arbeitsumfeld
Die Probleme in den Kölner Kitas wurden auch durch eine Umfrage erfasst, die die beunruhigende Lage noch einmal verdeutlichte. Diese Umfrage, die im letzten Jahr von Elternbeiräten und Fachkräften durchgeführt wurde, zeigt, dass 42 Prozent der befragten Erzieher über 12 Monate in unterbesetzten Teams arbeiten mussten. Viele von ihnen ziehen Teilzeitarbeit oder sogar einen früheren Ruhestand in Erwägung, was die Situation weiter verschärfen könnte. Karina Mester, Personalrätin, schildert, dass hier oftmals nach Lösungen gesucht wird, um den Job für die Erzieher zu erleichtern und die Betreuung der Kinder nicht zu gefährden.
Was die finanzielle Unterstützung angeht, sind die Kitas in Köln im Vorteil: Sie erhalten für U3-Kinder deutlich höhere Förderpauschalen als für Ü3-Kinder. Während eine Kita für ein U3-Kind im Jahr 27.024,56 Euro (2022/23) sowie 29.589,19 Euro (2023/24) erhält, sind es für Ü3-Kinder lediglich 11.260,46 Euro und 12.329,08 Euro. Dies hat zur Folge, dass die Kitas ein großes Interesse daran haben, möglichst viele U3-Kinder aufzunehmen, was den Druck auf die Tagespflegekräfte nur weiter erhöht. Der Verein Kölner Kindertagespflege fordert daher, dass eine Gleichstellung in finanzieller und struktureller Hinsicht dringend notwendig ist, um die Situation für alle Betroffenen zu verbessern.
Wohin führt der Weg?
Letztlich wird die Stadt Köln am 4. September darüber diskutieren, welche Verbesserungen für die aktuelle Lage in der Kindertagespflege getan werden können. Das Thema bleibt weiterhin äußerst wichtig, da ein gesicherter Platz in der Betreuung von Kleinkindern gesetzlichen Anforderungen entspricht und eine entscheidende Rolle für Familien in der Stadt spielt. Ralf Heinen von der SPD bezeichnet die Abwerbung von Kindern aus der Tagespflege als „nicht in Ordnung“ und spricht damit vielen aus der Seele, die in dieser angespannten Situation ein gutes Händchen haben müssen, um eine Balance zu finden.
Die Herausforderungen in der Kölner Kindertagespflege sind vielschichtig. Es bleibt zu hoffen, dass durch anstehende Diskussionen und mögliche Reformen eine dauerhafte Verbesserung für Familien und Betreuungspersonal erreichbar ist.
Hier finden Sie weitere Informationen: Kölner Stadt-Anzeiger, WDR, Destatis.
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Ort | Innenstadt, Köln, Deutschland |
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