Bahnhöfe als Orte der Erinnerung: 13 Projekte zur NS-Aufarbeitung starten!

Bund fördert 13 Projekte zur Erinnerung an NS-Verbrechen an Bahnhöfen, darunter Köln-Deutz, um historische Wahrnehmung zu stärken.
Bund fördert 13 Projekte zur Erinnerung an NS-Verbrechen an Bahnhöfen, darunter Köln-Deutz, um historische Wahrnehmung zu stärken. (Symbolbild/MK)

Bahnhöfe als Orte der Erinnerung: 13 Projekte zur NS-Aufarbeitung starten!

Köln-Deutz, Deutschland - Im Schatten der Gleise wird an dunkle Kapitel der Geschichte erinnert. Ein neues Förderprojekt bringt das Augenmerk auf die Narben, die der Nationalsozialismus an deutschen Bahnhöfen hinterlassen hat. Das vom Bundesministerium für Kultur ins Leben gerufene Programm trägt den Titel „MemoRails: Halt! Hier wird an NS-Geschichte erinnert“ und unterstützt insgesamt 13 lokale Initiativen, die sich mit der Geschichte von Opfern und Tätern auseinandersetzen. Unter den geförderten Projekten sind auch Vorhaben in Köln-Deutz sowie am Bahnhof Göttingen, wie Deutschlandfunk Kultur berichtet.

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat die Bedeutung der Erinnerungskultur hervorgehoben, die in den letzten Jahrzehnten einen wichtigen Wandel durchlaufen hat. „Heute ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte fester Bestandteil unserer Staatsräson“, betonte er und wies auf das zivilgesellschaftliche Engagement hin, das für diese Projekte notwendig ist. „MemoRails“ ist nicht nur ein finanzielles, sondern auch ein kulturelles Bekenntnis zur historischen Aufarbeitung. Die Bundesregierung stellt dafür eine Million Euro zur Verfügung, während die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) zusätzlich 100.000 Euro beisteuert, wie die Kultur-Port ergänzt.

Vielfältige Initiativen zur Aufarbeitung

Diese 13 Projekte wurden aus einer Vielzahl an Bewerbungen ausgewählt und haben das klare Ziel, lange unbekannte Aspekte der NS-Geschichte zu beleuchten. Die Projektträger sind vielfältig und reichen von Geschichtsvereinen über Gedenkstätten bis hin zu Stadtverwaltungen. Besonders im Fokus stehen die Bahnhöfe als historische Orte der Verfolgung, die oft nur als tranzitierende Einrichtungen wahrgenommen werden, während sie in Wirklichkeit auch Schauplätze von Deportationen und Zwangsarbeit waren.

  • Gedenkort Bahnhof Trebnitz – Schloß Trebnitz Bildungs- und Begegnungszentrum e. V.
  • Jugend Museum: Jugendliche erforschen die Geschichte im Park am Gleisdreieck
  • Volkshochschule Meppen: Spuren der Nachbarn sichtbar machen
  • Stadtverwaltung Meiningen: Spurensuche zur Zwangsarbeit
  • Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.: Deportationen und Zwangsarbeit im Nationalsozialismus

Die Projekteinführungen beginnen bereits Anfang September und versprechen, in verschiedensten Formen an die individuellen Schicksale der Betroffenen zu erinnern. Zum Beispiel wird das Projekt „Ein Bahnhof ohne Erinnerung“ des Deutschen Theaters in Göttingen die Geschichten der Verfolgten sichtbar machen. Daneben plant die Musikschule Neumünster eine Projektreihe, die sich mit der Ankunft von Menschen in der NS-Zeit befasst.

Erinnerungskultur im Wandel

Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit war in Deutschland lange Zeit ein heikles Thema. Oftmals wurde das Geschehen verdrängt und nicht thematisiert. Erst die Studentenbewegung der 1960er Jahre brach dieses Schweigen und forderte, die Verbrechen der Vergangenheit aufzuarbeiten. Wie die EVZ berichtet, hat sich die deutsche Erinnerungskultur seitdem stark weiterentwickelt und ist heute ein bedeutender Teil des gesellschaftlichen Diskurses. Schulen, Dokumentarfilme und Gedenkstätten tragen zur Prägung des kollektiven Gedächtnisses bei, und es wird eine ständige Reflexion über die Geschehnisse des Nationalsozialismus angestrebt. Dies soll helfen, die Erinnerung in einer zunehmend diverser werdenden Gesellschaft zu verankern.

Die anstehenden Projekte unter „MemoRails“ sind mehr als nur ein finanzielles Förderangebot; sie sind ein Aufruf an die Gesellschaft, sich aktiv mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen und die Lehren der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. In Köln und darüber hinaus liegt eine spannende und wichtige Aufgabe vor uns: die Erinnerung lebendig zu halten und für kommende Generationen im Gedächtnis zu bewahren.

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OrtKöln-Deutz, Deutschland
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