Nippes entscheidet: Bürger benennen umstrittene Straße neu!

Nippes, Deutschland - In Köln-Nippes steht eine spannende Entscheidung an: Die Umbenennung der Gustav-Nachtigal-Straße, die in einem Grundsatzbeschluss der Stadt im November 2024 initiiert wurde, nimmt nun konkrete Formen an. Ab Juni 2025 startet die Öffentlichkeit einen Beteiligungsprozess, um gemeinsam über einen neuen Namen für die Straße zu entscheiden. Diese Maßnahme folgt dem Aufruf zur Aufarbeitung des kolonialen Erbes, der seit 2021 von der Stadt vorangetrieben wird. Angestoßen wurde der Umbenennungsprozess auch durch die Empfehlung des Historischen Beirats, der auf die umstrittene Rolle Nachtigals als Reichskommissar in Westafrika hinweist und die damit verbundenen Gewalterfahrungen.Kölnische Rundschau berichtet, dass der Beschluss von der Bezirksvertretung Nippes, gegen die einzige Stimme eines Vertreters der AfD, getroffen wurde.
Die Bürger*innen können bis zum 30. Juni 2024 ihre Vorschläge einbringen, sei es über Postkarten, Flugblätter oder online über die Plattform „Meinung für Köln“. Zu den drei derzeitigen Namensvorschlägen zählen Rudolf Duala Manga Bell, der ehemalige König des kamerunischen Duala-Volkes, der Bürgerrechtler Martin Dibobe sowie der ehemalige Kindersoldat Mohamed Husen. Darüber hinaus sind weitere Vorschläge ausdrücklich willkommen. Die Auswertung der Bürgerbeteiligung ist für Juli und August 2025 geplant, bevor die endgültige Entscheidung im September 2025 durch die Bezirksvertretung getroffen wird. Bis dahin müssen alle Vorschläge vom Zentralen Namensarchiv im Liegenschaftsamt geprüft werden.
Das Erbe der Kolonialzeit
Bei der Diskussion um die Umbenennung wird deutlich, dass in Deutschland viele Straßennamen mit kolonialem Bezug existieren. Diese Namen sind oft das Erbe eines Kolonialismus, der zahlreiche Spuren im städtischen Raum hinterlassen hat. Der Umgang damit ist kontrovers. Kritiker*innen betonen, dass es an der Zeit sei, sich kritisch mit diesen Namen auseinanderzusetzen, anstatt sie unreflektiert zu belassen. Ein Beispiel für diese kritische Auseinandersetzung ist die Debatte rund um die Benennung von Straßen in Berlin, wo seit über drei Jahrzehnten über „koloniale“ Straßennamen diskutiert wird. Initiativen fordern eine Dekolonisation der Städte und neue Erinnerungsorte, die den kolonialen Widerstand und die Spätfolgen des Kolonialismus thematisieren.bpb.de
Die Entscheidung, die Gustav-Nachtigal-Straße umzubenennen, geht über die reine Namensänderung hinaus. Sie ist Teil einer breiteren Diskussion über Erinnerungskultur und das gerechte Gedenken an die Opfer kolonialer Gewalt. Viele Menschen und zivilgesellschaftliche Gruppen fordern eine kritische Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte, oft verbunden mit der Forderung nach neuen Denkmälern und Erinnerungskultur, die den Kampf gegen koloniale Unterdrückung nicht vergessen.Stadt Köln
Das Erbe dieser Auseinandersetzung ist auch in anderen Städten sichtbar. Kölner Straßennamen wie die Carl-Peters- und Lüderitzstraße zeigen, wie tief der Kolonialismus in der deutschen Stadtgeschichte verwurzelt ist. Die Diskussion um Umbenennungen ist Teil eines größeren gesellschaftlichen Wandels, der in der Bewusstseinsbildung über koloniale Spuren in städtischen Räumen mündet.
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Ort | Nippes, Deutschland |
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