Kölner Fahrradpionier Allright: Vom Weltmeister zum Firmensterben

Entdecken Sie die Geschichte der Kölner Marke Allright, ihre Erfolge im Radsport und die Auswirkungen der NS-Zeit auf die Fahrradproduktion.
Entdecken Sie die Geschichte der Kölner Marke Allright, ihre Erfolge im Radsport und die Auswirkungen der NS-Zeit auf die Fahrradproduktion. (Symbolbild/MK)

Köln-Lindenthal, Deutschland - Im Herzen von Köln wird die beeindruckende Geschichte der Fahrradmarke Allright lebendig. Horst Nordmann, ein leidenschaftlicher Sammler, präsentiert derzeit eine Ausstellung über die traditionsreiche Marke im Sport- und Olympia-Museum. Ein wahres Highlight der Ausstellung ist das originale Georg-Sorge-Rad, das die Wurzeln dieser Kölner Marke symbolisiert und Erinnerungen an die glanzvollen Zeiten ihres Gründers, Georg Sorge, weckt.

Gegründet im Jahr 1890, entwickelte sich Allright rasch zu einer der bekanntesten Fahrradmarken des deutschen Marktes. Georg Sorge war nicht nur ein erfolgreicher Radrennfahrer; er stellte auch Rekorde auf, darunter die unglaubliche Strecke von 250 Kilometern von Blankenheim nach Boppard in nur 11 Stunden und 51 Minuten. In einer Zeit, in der Fahrräder für viele unerschwinglich waren, bot Sorge seine Fahrräder sogar der Armee an und sorgte damit für ein besonderes Wettrennen zwischen Radfahrern und der Kavallerie im Jahr 1893. Überraschenderweise kam Sorge beim Rennen von Wien nach Berlin als zweiter ins Ziel, was die Nachfrage nach seinen Fahrrädern steigern konnte, auch wenn kein Vertrag mit der Armee zustande kam.

Vom kleinen Betrieb zum großen Arbeitgeber

Mit der Zeit wandelte sich Sorges kleine Werkstatt zur Aktiengesellschaft und firmierte schließlich als „Köln Lindenthaler Metallwerke AG“ (KLM). Durch den Einfluss von Adolf Hanau, einem jüdischen Geschäftsmann und Aktionär, wurde Allright wirtschaftlich noch erfolgreicher. Unter seiner Federführung wuchs die Fabrikfläche auf etwa 20 Fußballfelder, und 750 Arbeiter produzierten jährlich beeindruckende 35.000 Fahrräder. In den 1920er Jahren erreichte die Produktion mit 100.000 Fahrrädern pro Jahr ein neues Maß und machte Allright zu einem der größten Arbeitgeber im westlichen Köln.

Doch die Geschichte nahm eine dramatische Wendung, als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen. Hanau musste sein Unternehmen an Conrad Brüsselbach übergeben. Während Hanau und seine Mutter 1942 im Konzentrationslager Auschwitz starben, blieb die Firma unter Brüsselbach, der das Unternehmen in einen nationalsozialistischen Musterbetrieb verwandelte und Zwangsarbeiter beschäftigte. Die radikalen politischen Umstände haben nicht nur die Belegschaft verändert, sondern auch den Radsport selbst stark beeinflusst.

Radsport im Dritten Reich

Als die Nationalsozialisten die Macht übernommen hatten, begann eine Zeit der Umstrukturierung, die auch den Radsport maßgeblich betraf. Radsportverbände schlossen jüdische Sportler und politisch Andersdenkende aus und die Wettbewerbe wurden gleichgeschaltet. Der 1933 neu gestaltete Wettbewerb „Rund um Köln“ fand unter starker SA-Präsenz statt. Solche Events wurden vom Regime propagandistisch genutzt und die Fahrradindustrie hoffte auf wirtschaftliche Vorteile durch den Berufsradsport, der zu einem Volkssport ausgebaut werden sollte.

Mit der Professionalisierung des Radsports in den darauffolgenden Jahren wurden neue Renngruppen gegründet und zahlreiche Radhersteller, auch Allright, engagierten sich für den Profisport. Trotz der kritischen politischen Rahmenbedingungen passten sich viele Radsportler an und einige traten der NSDAP bei. Das spiegelte sich auch in der Popularität von Rennen und der gleichgeschalteten Berichterstattung jener Zeit wider.

Nach dem Krieg erlebte das Unternehmen einige rechtliche Auseinandersetzungen, die vor allem durch die Familie Hanau ausgelöst wurden, während die Firma weiterhin unter Brüsselbach und Wolf blieb. Schließlich wurde die Produktion nach Hürth-Efferen verlegt, doch die alten Motorräder und Fahrräder, die einst unter Allright/Cito produziert wurden, erinnern nur noch in Fragmenten an die glorreiche Vergangenheit dieser Marke.

Nun, viele Jahre später, bleibt Allright nicht nur ein wichtiger Teil der Kölner Geschichte, sondern auch ein Beispiel für den Wandel des Radsports im Laufe der Zeit. Es zeigt uns, wie eng Wirtschaft, Sport und Politik oft miteinander verknüpft sind. Die Ausstellung von Horst Nordmann im Sport- und Olympia-Museum leistet einen wertvollen Beitrag, dieses Kapitel der Kölner Stadtgeschichte lebendig zu halten.

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Ort Köln-Lindenthal, Deutschland
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