Gedenken an NSU-Anschlag: Köln erinnert sich mit berührenden Reden

Am 10.06.2025 gedachte Köln des NSU-Anschlags von 2004 in der Keupstraße, mit Kranzniederlegungen und einem Gedenkfestival.
Am 10.06.2025 gedachte Köln des NSU-Anschlags von 2004 in der Keupstraße, mit Kranzniederlegungen und einem Gedenkfestival. (Symbolbild/MK)

Gedenken an NSU-Anschlag: Köln erinnert sich mit berührenden Reden

Keupstraße, 51063 Köln, Deutschland - Am 10. Juni 2025 blickte die Stadt Köln zurück auf einen düsteren Tag in ihrer Geschichte: 21 Jahre sind seit dem rechtsterroristischen Anschlag des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) in der Keupstraße vergangen. Dieser Anschlag, der am 9. Juni 2004 stattfand, verletzte 22 Menschen, darunter vier schwer. Anlässlich des traurigen Jubiläums fand eine Gedenkstunde unter der Organisation der IG Keupstraße statt, bei der Oberbürgermeisterin Henriette Reker und der türkische Generalkonsul Kränze niederlegten. Reker betonte den nach wie vor wichtigen Wunsch, das Mahnmal an der Keupstraße endlich zu realisieren und damit der Opfer des Anschlags gerecht zu werden.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nahm ebenfalls an der Gedenkveranstaltung teil und richtete eindringliche Worte an die Anwesenden. Sein Auftritt wurde kurzzeitig von einem Vorfall mit einem Sprengstoffhund unterbrochen, der an einem Hydranten anschlug. Nachdem der Bereich abgesperrt und überprüft wurde, konnte die Veranstaltung dennoch planmäßig stattfinden. Steinmeier erinnerte an die tragischen Schicksale der Opfer und stellte fest, dass die fehlerhaften Ermittlungen nach dem Anschlag die Betroffenen nach wie vor belasten.

Die Erinnerung wach halten

„Die Geschichten und der Schmerz der Betroffenen müssen gewürdigt werden“, so Steinmeier. Er forderte eine Erneuerung des Vertrauens in den Rechtsstaat und kritisierte scharf, dass die Erinnerungen an die Opfer oft in den Hintergrund gerückt wurden. Im Rahmen seiner Rede sprach er auch die notwendige Beobachtung und Bekämpfung des Rechtsextremismus an, dessen Gefahren die Gesellschaft weiterhin betreffen. Der NSU-Attentat hat die Wahrnehmung von Rechtsterrorismus in Deutschland verändert und die Bedeutung von gezielten Maßnahmen zur Bekämpfung solcher Gewalt unterstrichen.

Das Gedenkfestival „Birlikte – Zusammenstehen“, das heuer erneut stattfand, ist nicht nur ein Zeichen des Gedenkens, sondern auch ein kulturelles Ausdrucksformat, das die Gemeinschaft stärkt. Beim Festival wurden nicht nur die schrecklichen Ereignisse von 2004 thematisiert, es bot auch Raum für Dialog und Begegnung. NRWs Ministerpräsident Hendrik Wüst war ebenfalls anwesend und entschuldigte sich bei den Opfern und den fälschlicherweise Verdächtigten. Er erklärte, diese schwerwiegenden Fehler der Behörden müssen aufgearbeitet werden.

Ein Blick auf die Ursachen

Die tiefere Betrachtung des Rechtsterrorismus in Deutschland zeigt, dass die Taten des NSU und ähnliche Vorfälle das Ergebnis eines deutschlandspezifischen Problems sind. Der Terrorismus, insbesondere der rechtsterroristische, ist durch eine ideologische Ausrichtung an Nationalismus und Rassismus gekennzeichnet. Wenn wir uns die Geschichte vergegenwärtigen, wird deutlich, dass die rechtsterroristischen Strukturen nicht von heute auf morgen entstanden sind. Bereits in den 1970er-Jahren fanden gewalttätige Angriffe auf politische Gegner und Menschen mit Migrationshintergrund statt, was in den folgenden Jahrzehnten in einer Zunahme von fremdenfeindlicher Gewalt mündete.

Folglich zeigt sich, dass die aktuelle Diskussion über Rechtsextremismus und die Notwendigkeit einer systematischen Beobachtung und Bekämpfung längst überfällig ist. Die Analysen der Vergangenheit sind essenziell und helfen, zukünftige Gewaltausbrüche zu verhindern. In Köln steht das Gedenken an den NSU-Anschlag als Mahnung für die Gesellschaft, aktiv gegen diese Gefahren einzutreten.

Verlinkte Quellen: Radio Köln, WDR, bpb

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OrtKeupstraße, 51063 Köln, Deutschland
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