Gedenken in Nümbrecht: Sechs Stolpersteine für jüdische Familien verlegt

Gunter Demnig verlegte am 10.06.2025 in Nümbrecht sechs Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische Opfer des Holocaust.
Gunter Demnig verlegte am 10.06.2025 in Nümbrecht sechs Stolpersteine zur Erinnerung an jüdische Opfer des Holocaust. (Symbolbild/MK)

Gedenken in Nümbrecht: Sechs Stolpersteine für jüdische Familien verlegt

Marktstraße, 51588 Nümbrecht, Deutschland - Am vergangenen Wochenende kam es in Nümbrecht zu einem bewegenden Ereignis: Der Künstler Gunter Demnig verlegte sechs Stolpersteine in der Marktstraße, um an die jüdischen Mitbürger, die während des Holocaust verfolgt und ermordet wurden, zu erinnern. Zahlreiche Menschen versammelten sich vor Ort, um diesem Akt des Gedenkens beizuwohnen. Der Stolperstein ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Mahnmal, das die letzte bekannte Adresse der Opfer symbolisiert und somit ihre Geschichten lebendig hält.

Die neu verlegten Stolpersteine erinnern insbesondere an die Familien Goldbach und Herz. Für die Familie Herz wurden Steine für Rosa Herz, Jahrgang 1879, und ihre Kinder Paul und Meta Herz verlegt. Ihr Schicksal ist tragisch: Am 18. Juli 1942 wurden sie von der Gestapo abgeholt und nach Maly Trostinec deportiert, wo sie am 24. Juli ermordet wurden. Ein weiterer Stein für Werner Ludwig Herz, der 1936 nach Südafrika flüchtete, wird nachgeliefert.

Erinnerungen an die Familie Goldbach

Auch die Familie Goldbach, bestehend aus dem Ehepaar Eugen und Sybilla sowie ihrem Sohn Ludwig, fand am selben Tag den Tod in Maly Trostinec. Bürgermeister Hilko Redenius hob in seiner Ansprache die Bedeutung solcher Gedenksteine für das kollektive Gedächtnis der Gemeinde hervor. Nümbrecht pflegt seit 2014 die Tradition des Gedenkens mit Stolpersteinen. Die ersten wurden zur Erinnerung an die Familie Baer verlegt, und die Stadt bekennt sich damit zu ihrer Geschichte und den Opfern des Nationalsozialismus.

Gunter Demnig hielt zudem am Freitagabend einen Vortrag im Parkhotel Nümbrecht, in dem er die Entstehungsgeschichte der Stolpersteine erläuterte. Er berichtete von der nunmehr über 117.000 Steine umfassenden europaweiten Verbreitung und den Herausforderungen, mit denen er konfrontiert ist. Von Zerstörungen der Steine bis hin zu Widerstand von Hausbesitzern – Demnig lässt sich jedoch nicht entmutigen. Besonders betonte er die Wichtigkeit zur Einbindung junger Generationen ins Gedenken.

Ein Kunstprojekt mit globaler Bedeutung

Die Stolpersteine sind mittlerweile das größte Holocaust-Mahnmal der Welt, das über 100.000 kleine Messing- und Betonmarkierungen in Ländern von Spanien bis zur Ukraine umfasst. Sie werden an den letzten Wohnorten der Verfolgten platziert und enthalten Informationen wie Namen sowie Geburts- und Sterbedaten. Die Stolpersteine-Stiftung, die die Installation koordiniert, stellt sicher, dass die Informationen durch sorgfältige Recherche verifiziert sind. Angehörige der Verstorbenen werden vor der Installation kontaktiert, um den Respekt und die Empathie zu wahren, die Demnig für jedes einzelne Opfer aufbringt. Zudem haben die Stolpersteine als soziale Skulptur seit ihrer Einführung in den 1990er Jahren ein Netzwerk an sozialen Interaktionen gefördert, indem sie Gemeinschaften zusammenbringen und die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit anregen.

Das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus bleibt auch in Zukunft wichtig. Über 107.000 Steine wurden bis August 2024 in fast 1900 Gemeinden verlegt, unter anderem in Ländern wie Österreich, Frankreich, Polen und Deutschland. Trotz einiger kritischer Stimmen, die das Konzept anfechten, bleibt das Projekt ungebrochen im Kurs. In München etwa gibt es ein Verbot der Installation von Stolpersteinen, was zeigt, dass die Diskussion um die Form des Gedenkens noch lange nicht abgeschlossen ist.

Die Videoaufnahmen der Stolpersteinverlegung in Nümbrecht sollen zudem an die Nachfahren der Familien Herz und Baer in Florida geschickt werden, um die Erinnerungen zu bewahren und weitere Rückverbindungen zu ermöglichen. Die Stolpersteine sind in Nümbrecht und darüber hinaus ein Zeichen des Gedenkens – ein kleiner Stein mit einer großen Geschichte.

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OrtMarktstraße, 51588 Nümbrecht, Deutschland
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