Mode mit Message: Zwangsadoptionen in der DDR im Rampenlicht!

Kilian Kerner präsentiert bei der Berliner Fashion Week eine Kollektion, die DDR-Zwangsadoptionen thematisiert und fordert Aufklärung.
Kilian Kerner präsentiert bei der Berliner Fashion Week eine Kollektion, die DDR-Zwangsadoptionen thematisiert und fordert Aufklärung. (Symbolbild/MK)

Mode mit Message: Zwangsadoptionen in der DDR im Rampenlicht!

Berlin, Deutschland - Bei der diesjährigen Berlin Fashion Week sorgte der Berliner Designer Kilian Kerner für Aufsehen mit seiner neuen Kollektion, die ein dunkles Kapitel der deutschen Geschichte behandelt: die Zwangsadoptionen in der DDR. Die Show fand in der Uber-Arena statt und war nicht nur ein Fest für die Augen, sondern regte auch zum Nachdenken an. Die extravaganten Outfits der Models, inspiriert vom 80er-Jahre-Look, wurden von einem schaurigen Wachturm und Monitoren begleitet, die auf die Aufschrift „Achtung, Sie verlassen jetzt Westberlin“ hinwiesen. So wollte Kerner sowohl Glanz als auch das Grauen in seinen Entwürfen vereinen, wie Radio Köln berichtet.

In dieser Kollektion, die die Hochphase der Zwangsadoptionen thematisiert, trugen die Models auffällige Kapuzenpullis mit Slogans wie „Wo sind unsere Kinder?“ und hielten handgeschriebene Plakate hoch. Besonders prickelnd war das Bild eines männlichen Models, das eine Babypuppe in einem groben grauen Anzug präsentierte. Dieses Bild soll die Missstände, die mit den Adoptionen verbunden waren, visuell verdeutlichen. Kerner selbst wurde durch eine Dokumentation über Kindeswohl und Adoptionen in der DDR sensibilisiert und wollte mit seiner Arbeit die Öffentlichkeit auf diese Problematik aufmerksam machen.

Politische Dimension der Zwangsadoptionen

Die Zwangsadoptionen in der DDR sind ein Beispiel für staatliche Repression. Schätzungen gehen von etwa 10.000 Fällen aus. Ein wesentlicher Aspekt dieser Praktiken war der Druck, den viele Eltern erlebten. Das Jugendamt konnte Entscheidungen ohne Einwilligung der leiblichen Eltern treffen, wie am Beispiel von Sabine Zapf deutlich wird, die in einem Kinderheim landete, nachdem ihr als alleinerziehender Mutter das dritte Kind nicht zuzumuten war. Deutschlandfunk Kultur berichtet über ihren schmerzlichen Verlust, da ihr leiblicher Vater um ihre Rückkehr kämpfte, jedoch scheiterte.

Die Mütter, die von Zwangsadoptionen betroffen waren, standen unter immensem Druck. So berichtet Viola Greiner-Willibald, dass viele Frauen sich nicht trauten, sich gegen den staatlichen Entzug ihrer Kinder zu stellen, aus Angst vor Repressionen. Das Familiengesetzbuch der DDR ließ keine Gnade walten und forderte die Erziehung zu „sozialistischen Persönlichkeiten“. „Der Spiegel“ berichtete bereits 1975 über diese verfehlte Politik, die in der weiteren Folge bis heute nicht ausreichend aufgearbeitet wurde.

Aufarbeitung im Fokus

Die Aufarbeitung dieser Geschichte ist noch nicht abgeschlossen. Der Bundestag hat 2019 gefordert, dass Adoptionsakten nicht mehr vernichtet werden dürfen, und es wurden Schritte unternommen, um eine „Zentrale Auskunfts- und Vermittlungsstelle“ einzurichten. Noch sind die endgültigen Ergebnisse und konkrete Maßnahmen unklar, da eine Studie des Bundesinnenministeriums erst Anfang 2026 abgeschlossen sein soll, wie Zwangsadoptierte Kinder betont. Kerner selbst fordert, dass nicht nur eine DNA-Datenbank eingerichtet wird, sondern auch ein Zugang zu wichtigen Adoptionsakten für betroffene Eltern ermöglicht wird.

Am Ende der Modeschau blieb die Frage, wie viele betroffene Eltern und Kinder noch auf Klärung und Gerechtigkeit warten. Die Menschen, die durch Zwangsadoptionen ihrer Identität und ihrer Kinder beraubt wurden, verdienen diese Aufarbeitung. Kilian Kerner hofft, durch seine Kollektion einen weiteren Stein ins Rollen zu bringen und mindestens zehn neue Aufklärungsfälle innerhalb eines Jahres zu erreichen. Die Geschichte von Zwangsadoptionen in der DDR ist letztlich eine Geschichte von Verlust und unermüdlichem Streben nach Gerechtigkeit.

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OrtBerlin, Deutschland
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