Apokalyptisches Musiktheater: Kölns Oper klagt die Menschheit an!

Apokalyptisches Musiktheater: Kölns Oper klagt die Menschheit an!
Staatenhaus Köln, Auenweg 17, 50679 Köln, Deutschland - Die Oper Köln wird zur Bühne einer düsteren Reflexion über die Menschheit und deren Abgründe. Am 27. Juni 2025 fand hier die Uraufführung von Philippe Manourys neuem Werk „Thinkspiel“ statt, eine Adaption von Karl Kraus‘ „Die letzten Tage der Menschheit“. Angesichts der aktuellen Kriege und Konflikte erhält die Inszenierung eine tiefere, fast apokalyptische Dimension, die die Zuschauer auf eine Reise durch die Schrecken des Krieges mitnimmt, wie der Kölner Stadt-Anzeiger ausführlich beschreibt.
Die Adaption umfasst 219 Szenen, welche durch Musik, Schauspiel und Videoprojektionen miteinander verwoben sind. Die Regie von Nicolas Stemann und die musikalische Leitung von Peter Rundel sorgen für einen eindringlichen Abend, der sowohl verstörend als auch nachdenklich stimmt. „Thinkspiel“ thematisiert die Entmenschlichung und Brutalität, die der Krieg mit sich bringt. Durch die Kombination aus düsterer Musik des Gürzenich-Orchesters Köln und expressiven Darstellungen wird das Publikum in die Grauen von 1914 zurückversetzt. Die Charaktere „Der Optimist“ und „Der Nörgler“, gespielt von Patrycia Ziolkowska und Sebastian Blomberg, illustrieren die Widersprüche und Hoffnungslosigkeiten der damaligen Zeit.
Ein musikalisches Experiment
Das Bühnenwerk ist nicht nur thematisch relevant, sondern auch ein technisches Meisterwerk. Die Zusammenarbeit mit dem Elektronik-Team des IRCAM aus Frankreich sowie die digitale Produktion unterliegt der kreativen Hand von Carlo Laurenzi. Diese innovativen Elemente sorgen dafür, dass auch jüngere Generationen angesprochen werden und die brutalen Realitäten von Kriegen der Vergangenheit und der Gegenwart spürbar gemacht werden. Die eindringliche Musik kombiniert akustische mit elektronischen Klängen und legt einen besonderen Fokus auf die emotionale Wirkung innerhalb der Inszenierung, die die Zuschauer in ihren Bann zieht.
Der erste Teil gliedert sich in einen Prolog und fünf Akte, die alle den Verlauf der Geschehnisse ab Juli 1914 beleuchten. Ein besonderes Highlight ist der Engel der Geschichte „Angelus Novus“, durch die Stimme von Anne Sofie von Otter lebendig gemacht. Im zweiten Teil wird die Entmenschlichung durch den Krieg eindrucksvoll thematisiert und mit Videos von Claudia Lehmann und Konrad Hempel visualisiert, die das Ausmaß militärischer Macht und Zerstörung eindringlich darstellen.
Kriegsberichterstattung im Kontext
Die Inszenierung könnte nicht aktueller sein. Wie in vielen Berichten über die Kriegsberichterstattung hervorgeht, spielt die Medienberichterstattung eine entscheidende Rolle in der Wahrnehmung und den Reaktionen auf gegenwärtige Konflikte. Die Veränderung der Sicherheitsberichterstattung seit dem Dreißigjährigen Krieg bis hin zum Irakkrieg zeigt, wie tief die Medien in sicherheitspolitische Entscheidungen eingreifen können, wie die Bundeszentrale für politische Bildung erläutert.
In dieser Hinsicht ist „Thinkspiel“ nicht nur eine nostalgische Rückschau, sondern auch ein kritischer Kommentar zur modernen Kriegsberichterstattung und deren Einfluss auf die öffentliche Meinung. Die schmerzhafte Reflexion über die Menschheit und die Mahnung für den Frieden, verkörpert durch die Stimmen der „ungeborenen Kinder“, lassen tiefen Eindruck zurück. Am Ende bleibt kein Schluss, sondern eine Einladung zur intellektuellen und emotionalen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Gegenwart.
Die verbleibenden Aufführungen finden noch am 29. Juni sowie am 4., 6. und 9. Juli 2025 im Staatenhaus Köln statt. Ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte.
Details | |
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Ort | Staatenhaus Köln, Auenweg 17, 50679 Köln, Deutschland |
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