Drogenszene verlagert sich nach Ehrenfeld: Bürger in Alarmbereitschaft!

Ehrenfeld: Anwohner berichten von Drogenproblemen und Belästigungen rund um St. Joseph, während Stadtpolitik reagieren muss.
Ehrenfeld: Anwohner berichten von Drogenproblemen und Belästigungen rund um St. Joseph, während Stadtpolitik reagieren muss. (Symbolbild/MK)

Drogenszene verlagert sich nach Ehrenfeld: Bürger in Alarmbereitschaft!

Ehrenfeld, Deutschland - In Ehrenfeld, einem Stadtteil von Köln, wächst die Sorge unter Anwohnern über eine Verlagerung der Drogenszene. Berichte von unliebsamen Belästigungen durch drogenkranke und wohnungslose Menschen um den Haupteingang der St. Joseph-Kirche häufen sich. Insbesondere der Geruch nach Urin und Fäkalien, der sich in den Nischen der Kirchenwand festsetzt, ist ein ständiger Begleiter für die Bewohner der Umgebung. Diese Missstände sind schon seit mehreren Monaten ein Thema und bereiten den Ehrenfeldern große Schwierigkeiten. Anwohner vermuten, dass die verstärkten Kontrollen in der Innenstadt die Drogenszene geradezu nach Ehrenfeld treiben.

Die angesprochenen Brennpunkte sind vor allem die Eingänge zu einem Supermarkt und zur Sparkasse an der Venloer Straße sowie die U-Bahn-Haltestelle „Körnerstraße“. Dabei möchten viele Anwohner keine negative Stimmung gegen die Drogenabhängigen und Obdachlosen schüren, erkennen sie doch die gesundheitlichen Probleme der Betroffenen an. Eine Stadtsprecherin bestätigte die Verlagerung und erklärte, dass sie auf ein Pilotprojekt zurückzuführen sei, welches seit Mitte März aktiv ist. Dieses legt den Fokus auf gemischte Streifen aus Polizei, KVB-Sicherheitskräften und dem Ordnungsamt, um Drogenkranke und Wohnungslose gezielt anzusprechen und von den dunklen Ecken zu vertreiben.

Die Rolle des Pilotprojekts

Im Rahmen des Pilotprojekts sollen bei Verstößen Verwarnungen oder Anzeigen ausgesprochen werden. Dies stößt auf gemischte Resonanz, insbesondere bei Anwohnern und Geschäftsleuten, die über den öffentlichen Drogenkonsum und -dealings klagen. Die Streetworker des Aufsuchenden Suchtclearing (ASC) sind in Ehrenfeld nun verstärkt im Einsatz, mehrere Male pro Woche, um Suchtkranke an Beratungsstellen, medizinische Versorgungen und Wohnprojekte zu vermitteln. Bezirksbürgermeister Volker Spelthann hat bereits zahlreiche Bürgeranfragen zu dieser Situation erhalten.

Spelthann kritisiert die „Tellerrand-Politik“ des Stadtrats und warnt vor der Schaffung eines Hotspots für Dealer rund um die St. Joseph-Kirche. Die gibt es möglicherweise bereits, denn die Situation hat sich aus seiner Sicht zu einer Crack-Epidemie entwickelt, was das Sicherheitsgefühl der Bürger erheblich beeinträchtigt. Interessanterweise liegen jedoch keine Hinweise darauf vor, dass gewalttätige Auseinandersetzungen in diesem Bereich zugenommen hätten, so die Einschätzung der katholischen Kirchengemeinde St. Joseph, die vor allem die Aggressionen unter den Betroffenen selbst sieht.

Ansätze zur Verbesserung der Lage

Die Kirchengemeinde hat signalisiert, dass sie an nachhaltigen Lösungen mitarbeiten möchte und zusammen mit der Grünen Fraktion in der Bezirksvertretung einen Antrag auf temporäre Toiletten an der Kirche gestellt. Spelthann plant zudem eine öffentliche Informationsveranstaltung mit Vertretern der Verwaltung, um die Anwohner vor den Sommerferien über mögliche Vorgehensweisen zu informieren. Diese Entwicklungen sind umso wichtiger, als dass Drogen und Suchtmittel in Deutschland erhebliche gesundheitliche, soziale und volkswirtschaftliche Probleme verursachen, wie das Bundesgesundheitsministerium in seinen Berichten feststellt.

Nach dem Epidemiologischen Suchtsurvey 2021 rauchen etwa 11,6 Millionen Menschen, während rund 1,6 Millionen alkoholabhängig sind und etwa 1,3 Millionen Menschen Probleme mit Cannabis und illegalen Drogen haben. Die Entwicklung effektiver Präventions- und Hilfsangebote ist somit auch in Köln von höchster Relevanz. Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) unterstützt dabei mit Informationsmaterialien und Hilfestellungen, um den Betroffenen den Weg in professionelle Hilfesysteme zu ebnen.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation in Ehrenfeld weiter entwickeln wird. Schönheit, Ruhe und ein miteinander leben sollten doch auch in Kölns Stadtteilen nicht auf der Strecke bleiben.

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OrtEhrenfeld, Deutschland
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