Kölner Drogenkrieg: Geiselnehmer spricht über verpasste Vaterschaft

Im Prozess zu Drogenkriminalität in Köln-Rodenkirchen schilderten Angeklagte Folter und Geiselnahme im Zusammenhang mit Marihuana-Diebstählen.
Im Prozess zu Drogenkriminalität in Köln-Rodenkirchen schilderten Angeklagte Folter und Geiselnahme im Zusammenhang mit Marihuana-Diebstählen. (Symbolbild/MK)

Kölner Drogenkrieg: Geiselnehmer spricht über verpasste Vaterschaft

Rodenkirchen, Deutschland - Am Mittwoch wurde im Landgericht Köln ein erschütternder Prozess fortgesetzt, der die dunkle Seite des Drogenhandels in der Region beleuchtet. Drei Niederländer stehen im Verdacht, Mitglieder einer berüchtigten Drogenbande zu sein und liegen im Fokus der Justiz wegen Folter und Geiselnahme. Die Angeklagten sollen Informationen über den Raub von 350 Kilo Marihuana aus einer Lagerhalle in Hürth erpresst haben, was die ersten direkten Geständnisse im Zusammenhang mit dem sogenannten „Kölner Drogenkrieg“ darstellt. Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, dass Sudnyson B., einer der Angeklagten, über seinen Verteidiger sein Bedauern über seine Taten ausgedrückt hat.

Ohne viel Federlesen schilderte Sudnyson B. die Umstände, die dazu führten, dass er hinter Gittern landete. Er hatte die Geburt seines Sohnes verpasst, und dies soll für ihn die größte Strafe sein. Anscheinend wurde er für einen Job von 2000 Euro angeheuert, um Druck auf mögliche Diebe auszuüben. Ob er wirklich nicht wusste, was ihn in Deutschland erwartet, bleibt allerdings fraglich, da er von der brutalen Taktik der Banden ein Teil war.

Brutale Vorgehensweise

Laut den Ausführungen der Staatsanwaltschaft legten Sudnyson B. und seine Komplizen ihre Opfer in einem unscheinbaren Lagerhaus in Hürth fesseln und brutal misshandeln. Dies geschah angeblich unter Einsatz von Gegenständen, um die nötigsten Informationen zu erpressen. Sudnyson B. bestritt jedoch, extreme Gewalt wie das Ziehen von Zehnägeln ausgeübt zu haben. Eine unerlässliche Wendung im Prozess kam, als Dhelmar B., Mitangeklagter, die Geiselnahme anerkannte, jedoch angab, unter Druck und großer Schuldenlast gehandelt zu haben.

Diese aktuelle Rückkehr zu schrecklichen Verbrechen wird im Kontext einer wachsenden Drogenkriminalität in Deutschland gesehen. Im Juni 2024 versteckten die Angeklagten Gewicht im Bereich von 700 Kilogramm Marihuana, welches sie durch Folter und Geiselnahme erbeuteten. Ein Beispiel für die skrupellose Brutalität, die mittlerweile Teil des Drogenhandels ist, wo sogar Explosionen und Schüsse fielen, begleitet von einem Aufeinanderprallen rivalisierender Banden. ZDF heute berichtet über diese Vorfälle und die damit verbundenen tragischen Konsequenzen.

Ein großes Problem für die Gesellschaft

Wie die EU-Kommission nun mit einem neuen Fahrplan gegen Drogenhandel und organisierte Kriminalität vorgehen will, zeigt, wie ernst die Lage ist. Drogenhandel gilt als eine der größten Sicherheitsbedrohungen für die EU, und der Plan umfasst gleich 17 Maßnahmen zur Bekämpfung krimineller Netzwerke. Diese Initiative wird von der zunehmenden Bedrohung durch organisierte Kriminalität begleitet, die auch für die Kölner Szene immer alarmierender wird. EU-Vertretung informiert über die Strategien, die bis 2025 gelten sollen.

Die tödlichen Verwicklungen im Drogenkrieg könnten nicht nur die Zukunft der Angeklagten beeinflussen, sondern auch jenen Kreisen, aus denen sie stammen. Junge Männer aus prekären Verhältnissen setzen ihr Leben für wenig Geld aufs Spiel. Die Sicherheitsbehörden beobachten mit Sorge das Phänomen des „Crime as a service“, wobei kriminelle Strukturen auf eine Art und Weise operieren, die fast schon industriell anmutet.

Es bleibt die Frage, wie die Gesellschaft mit diesen Herausforderungen umgehen kann. Gelingt es, die Wurzeln dieser Gewalt zu bekämpfen, oder bleibt sie ein tragischer Teil der Kölner Realität? Eines steht fest: Es wird viel getan werden müssen, um die Spirale der Gewalt im Drogenhandel zu durchbrechen.

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OrtRodenkirchen, Deutschland
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