Jürgen Becker besucht seine Kindheit: Erinnerungen in Zollstock!

Zollstock, Deutschland - Wenn man die Straßen in Zollstock entlangschlendert, kommt man an markanten Orten vorbei, die Geschichten von Zeitzeugen erzählen. Jürgen Becker, ein echtes Kölner Urgestein, hat sich vorgenommen, diesen besonderen Stadtteil auf eine nostalgische Art zu erkunden. Seine Reise beginnt in der Kröver Straße 1, wo er als Kind im dritten Stock mit seiner Familie lebte, bis sie nach dem Krieg in die Reihenhäuser zogen. „Hier habe ich meine Kindheit verbracht, immer mit den Matchbox-Autos im Matsch“, erinnert sich Becker schmunzelnd. Die Werkstätten hinter dem Höninger Weg haben es ihm besonders angetan, und bei seinen Streifzügen trifft er alte Nachbarn und erkundigt sich nach dem Motorradfahrer Reinhard Scholtis, der hier in der Umgebung ebenfalls aufwuchs und mittlerweile 92 Jahre alt ist.

Das Interesse an Scholtis ist nicht von ungefähr: Der legendäre Rennfahrer reicht bis in die 1960er Jahre zurück, als er seine ersten Sporen im Motorsport verdiente. „Ich erinnere mich gut an die Geschichten von seinen Auftritten auf der alten Südschleife des Nürburgrings“, erzählt Becker. Scholtis öffnet ihm die Tür zu seiner Wohnung und präsentiert stolz die Pokale und Bilder aus seiner aktiven Zeit, während er über seine Erfolge spricht. Reinhard Scholtis, der nach seiner Gesellenprüfung 1958 anfing, Motorräder zu tunen, wurde schnell zu einem gefragten Fahrer – er hielt mehrere Rundenrekorde, darunter einen auf der Nürburgring-Südschleife. Diese Erfolge hat er, wie Becker betont, „mit einer Portion Schweiß und einer gehörigen Portion Leidenschaft“ erreicht.

Die Erinnerungen an den Motorsport

In Schulzeiten verband Becker viel mit der Rosenzweigschule und hisste die Fahne der Freude über die Schulausflüge in den Zollstocker Hof. Heute schätzt er beim Blick auf die Siedlungsarchitektur aus den 20er- und 50er-Jahren vor allem die Abwechslung der Bauarten. Besonders die Gewerbe-Siedlung am Höninger Weg nennt er gern „Favelas“ – eine Mischung aus Geschichte und urbanem Leben. Auch die Motorradleidenschaft hat einen Platz in Beckers Leben gefunden, denn er hat seine Minsk von 1955 auf Elektro-Antrieb umrüsten lassen und zeigt sich beeindruckt von der Arbeit einer lokalen Autolackiererin.

Scholtis‘ Werdegang ist eine spannende Geschichte des Motorsports. Nachdem er seine ersten Rennen absolvierte – das erste davon auf der alten Südschleife des Nürburgrings, wo er den 5. Platz belegte – entwickelte er sich schnell weiter. Er experimentierte mit verschiedenen Motoren, stellte Rundenrekorde auf und wurde zu einem der ersten Kawasaki-Händler in Deutschland. „Wenn ich an die spannenden Rennen denke und wie die Technik sich in den letzten Jahrzehnten verändert hat, wird mir ganz warm ums Herz“, betont der passionierte Biker.

Nostalgische Empfehlungen und Pläne

Becker, der gründungsideenreich ist und über ein Jahrzehnt lang die Mitternachtsspitzen moderierte, plant nun eine Tour nach Hamburg mit seinem Programm „Deine Disco – Geschichte in Scheiben“. Er bringt den Kölner Charme in die Hansestadt und hat einige Empfehlungen für die Nachbarschaft parat. Ob das Café Lilofee in der Indianersiedlung oder die Crêpe-Bude, er empfiehlt die lokalen Geschäfte und Cafés gerne weiter und zeigt, dass auch moderne Trends neben der Geschichte des Stadtteils zählen.

Becker und Scholtis sind lebendige Zeugen einer Geschichte, die bis in eine andere Zeit zurückreicht und die Entwicklung von Zollstock in all ihren Facetten widerspiegelt. Ob in der Werkstatt oder auf der Rennstrecke – sie zeigen, dass Leidenschaft immer einen Platz hat, egal in welchem Alter man ist.

Lesen Sie mehr über Jürgen Becker und seine Erlebnisse in Zollstock auf ksta.de und erfahren Sie mehr über die Motorsportlegende Reinhard Scholtis auf mvc-brenig.de. Weitere interessante Informationen zur Geschichte des Motorsports bietet motorsportarchiv.de.