Ingrid Schaeffer-Rahtgens: Erinnerungen an ihren mutigen Vater im Widerstand

Ingrid Schaeffer-Rahtgens erinnert an ihren Widerstand kämpfenden Vater in der Kölner Innenstadt und reflektiert über Zivilcourage.
Ingrid Schaeffer-Rahtgens erinnert an ihren Widerstand kämpfenden Vater in der Kölner Innenstadt und reflektiert über Zivilcourage. (Symbolbild/MK)

Kölner Innenstadt, Deutschland - In der Kölner Innenstadt, während die Menschen geschäftig umher eilten, wartete die 85-jährige Ingrid Schaeffer-Rahtgens auf ihren Arzttermin, als sie das Gespräch mit Susanne Hengesbach aufnahm. In ihrer Rubrik „Zwei Kaffee, bitte!“ knüpft Hengesbach, wie der Kölner Stadt-Anzeiger berichtet, an Themen und Geschichten an, die das Leben in unserer Stadt widerspiegeln. Ingrid hat eine außergewöhnliche Biographie: Im Alter von vier Jahren verlor sie ihren Vater, Carl Ernst Rahtgens, der am 30. August 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Er war Mitstreiter im Widerstand gegen Adolf Hitler und an den Umsturzbestrebungen des 20. Juli beteiligt.

„Ich habe gute Erinnerungen an meinen Vater“, sagt Ingrid. Trotz seines vorzeitigen Todes sprach seine Lebensfreude und sein christlicher Glaube zu ihr. Sie beschreibt ihn als „fröhlichen, christlichen und lustigen Menschen“, der immer Anteil an ihrem Leben nehmen wollte. Dies zeigt sich bereits in der Tatsache, dass Carl Ernst Rahtgens bei ihrer Geburt aktiv dabei sein wollte, was zu einer tiefen emotionalen Bindung führte.

Ein Mann im Widerstand

Carl Ernst Rahtgens wurde am 27. August 1908 geboren und hatte eine vielversprechende Militärkarriere. Sein Einstieg in ein Potsdamer Infanterieregiment erfolgte 1928, und er erwarb das Abitur, bevor er 1937 die Aufnahmeprüfung für die Kriegsakademie bestand. In der Folge kämpfte er in verschiedenen Kriegsjahren an unterschiedlichen Fronten und setzte sich mit Freunden wie Günther Smend über die Kriegssituation auseinander. Auch seine Verwandtschaft, darunter sein Onkel, Generalfeldmarschall Günther von Kluge, sympathisierte zeitweise mit dem Widerstand, was Rahtgens dazu bewegte, geheime Umsturzaktivitäten zu initiieren.

Doch das Glück währte nicht lange: Im September 1944 überbrachten Gestapo-Männer seiner Familie das Todesurteil. Während seine Mutter und Geschwister unter Sippenverfolgung litten, musste Ingrid auch mit der Stigmatisierung leben, die Tochter eines „Vaterlandsverräters“ zu sein. „In der Schule erlebte ich viele Demütigungen“, erinnert sie sich. Dennoch sieht sie das „Widerständige“ als Teil ihres Lebens, weshalb sie regelmäßig an Gedankfeiern zum 20. Juli teilnimmt, die sie als ihre „große Familie“ beschreibt.

Ein Wunsch nach Zivilcourage

Ingrid äußert sich auch besorgt über die zunehmende Gleichgültigkeit in der Gesellschaft. „Zivilcourage ist heute hoch im Kurs.“ Ihre Hoffnung ist, dass der 20. Juli eines Tages zum „Internationalen Tag des Widerstands“ umbenannt wird, um die Erinnerung an all die Menschen, die für ihre Überzeugungen kämpften – wie viele andere Widerstandskämpfer der Zeit, darunter auch Sophie Scholl oder Claus Schenk Graf von Stauffenberg – lebendig zu halten. Diese historischen Figuren kämpfen auch in der Erinnerung um den Platz, den die Zivilgesellschaft für die Aufrechterhaltung von Gerechtigkeit und Menschenwürde einnehmen sollte.

„Wenn er schon nicht lebt, muss ich die Faust hochhalten für ihn und für alle, die für ein besseres Leben gekämpft haben“, sagt Ingrid überzeugt. Ihr engagiertes Wesen und die Erinnerung an ihren Vater machen deutlich, wie wichtig es ist, sich für Freiheit und Demokratie stark zu machen.

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Ort Kölner Innenstadt, Deutschland
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