Sechs neue Stolpersteine: Erinnern an die Opfer der Familien Goldbach und Herz

Nümbrecht, Deutschland - Heute, am 7. Juni 2025, wurden in Nümbrecht sechs weitere Stolpersteine verlegt, die an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern. Diese Gedenktafeln wurden von dem Kölner Künstler Gunter Demnig vor den Wohnhäusern Am Hof 3 und Marktstraße 4 platziert. Der Bürgermeister von Nümbrecht, Hilko Redenius, nahm an der Zeremonie teil und unterstrich, wie wichtig es ist, die Erinnerung an die Menschen lebendig zu halten, die aufgrund ihres Glaubens drangsaliert, vertrieben und ermordet wurden. Diese Stolpersteine sind nicht nur einfache Gedenktafeln, sie sind das Resultat intensiver Recherchen über das Schicksal der Familien Goldbach und Herz, die über das Bundesarchiv ans Licht kamen. In der Marktstraße 3 wurden Stolpersteine für Rosa Herz (geb. Ermann) und ihre Kinder Paul und Meta verlegt. Der Stein für ihren Sohn Werner-Ludwig wird zu einem späteren Zeitpunkt eingesetzt.
Die Geschichtserzählungen hinter diesen Gedenktafeln sind erschütternd: Rosa, Meta und Paul Herz wurden am 19. Juli 1942 nach Köln-Deutz transportiert und ins Vernichtungslager nach Minsk/Maly Trostinez deportiert, wo sie vier Tage später ermordet wurden. Ihr Sohn Werner-Ludwig brachte es hinüber nach Südafrika, wo er 1992 in Florida/USA verstarb. Ebenso wurde die Familie Goldbach geehrt: Eugen und Sybilla Goldbach sowie ihr Sohn Ludwig lebten vor ihrer Deportation in einem Ghettohaus in Köln-Ehrenfeld. Ludwig war nur 19 Jahre alt, als er im KZ Dachau inhaftiert wurde. Tragischerweise fand die gesamte Familie Goldbach ihr Ende am 24. Juli 1942 in Minsk/Maly Trostinez.
Ein lebendiges Gedächtnis
Die Stolpersteine stehen an Orten, wo die Menschen einst lebten und wo ihre Lebensgeschichten begonnen haben. Diese kleinen Tafeln sind weit mehr als Erinnerungsstücke; sie zollen den deportierten und ermordeten jüdischen Menschen, Sinti und Roma, politisch Verfolgten, Homosexuellen, Zwangsarbeitern, Zeugen Jehovas und Opfern der „Euthanasie“ ihren Respekt. Gunter Demnig hat sein Projekt, das 1992 in Köln seinen Anfang nahm, inzwischen auf mehr als 117.000 Gedenktafeln in 33 Ländern ausgeweitet. Er selbst hatte mit der Verlegung des ersten Stolpersteins am 16. Dezember 1992 vor dem Kölner Rathaus begonnen – damals ohne Erlaubnis, aber mit großem Herz für die Opfer.
Besonders bemerkenswert ist, dass dieses Projekt mittlerweile als das größte dezentrale Mahnmal der Welt gilt. Über 90.000 Stolpersteine wurden allein in Europa platziert, und ihre Zahl steigt stetig. Gunter Demnig möchte den Opfern ihre Namen und damit auch ihre Erinnerung zurückgeben. Der Künstler verfolgt mit seinen Stolpersteinen das Ziel, das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus lebendig zu halten. An Gedenktagen wie dem 9. November kommen viele Menschen zusammen, um gemeinsam Putz-Aktionen durchzuführen und somit die Stolpersteine in einem angemessenen Zustand zu halten.
Kritik und Unterstützung
Trotz der breiten Unterstützung gibt es auch kritische Stimmen, die das Projekt als unangemessen empfinden. Einige jüdische Gemeinden, wie unter anderem Charlotte Knobloch, sehen in der Verlegung von Stolpersteinen eine Missachtung der Opfer. Daniel Killy von der Jüdischen Gemeinde Hamburg bezeichnet das Projekt gar als ein „Millionen-Geschäft“. Dennoch, der Großteil der Gesellschaft zeigt sich solidarisch und erkennt die Wichtigkeit der Erinnerung an die dunkelsten Kapitel unserer Geschichte.
Dank der App „Stolpersteine Deutschland“, die seit November 2022 verfügbar ist, haben interessierte Bürger die Möglichkeit, sich über über 35.000 Gedenksteine zu informieren. Stolpersteine sind und bleiben ein lebendiges Zeugnis unserer Geschichte, das uns auffordert, die Erinnerung wachzuhalten.
Für weitere Informationen zu diesem bewegenden Thema können Sie die Berichte von Oberberg Aktuell, NDR und Tagesschau nachlesen.
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Ort | Nümbrecht, Deutschland |
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